Amerikaner in Trasching
Am 24. April 1945 gegen 16.45 Uhr fuhr der erste amerikanische Jeep in den Wastlwirt Hof (Gasthof Bauer). Ihm folgten kurz darauf vier weitere Fahrzeuge.
Nachdem sich einer der US-Soldaten offensichtlich erkundigt hatte, fuhren sie an der Kirche vorbei zum Anwesen des Max Gabler (Mesner), der zu damaliger Zeit Bürgermeister von Trasching war.
Nach kurzer Zeit kam dieser heraus, ging nach einem kleinen Gespräch wieder ins Haus und kam gleich darauf mit einem weißen Tuch unter dem Arm zurück. Bald darauf konnte man diese weiße Fahne am Kirchturm wehen sehen. Dies bedeutete, dass kein Widerstand geleistet werde, was sowieso keiner vorgehabt hatte.
Gegen 18.00 Uhr rückte dann eine große Zahl von Panzern und Artillerie in Trasching ein. Von der Wirts Res (Theres Kerscher, Am Weberbachl) bis zum Häusler Helm (Wilhelm Angermeier sen., Perlbachstraße) standen die Panzer und Geschütze, die Rohre nach Michelsneukirchen gerichtet.
Angeblich sollte Michelsneukirchen von fanatischen SS-Angehörigen verteidigt werden, was die Amis anscheinend genau wussten. Gegen 20.00 Uhr bedeckten sie dann die Rohre, da, wie man später hörte, die SS aus Michelsneukirchen abgezogen waren.
Die Wirtshäuser Wastlwirt (Bauer Sebastian) und Wirtssepp (Schwarzfischer Josef, Vater von Stangl Maria) mussten kurzfristig und vollständig für die Amis geräumt werden. Am nächsten Tag zogen die US-Soldaten größtenteils in Richtung Regensburg ab. Ortschaften, in denen fanatische SS-ler Widerstand leisteten wurden niedergebrannt, wie z.B. Untertraubenbach und Wetterfeld.
Als die Amerikaner in Trasching einmarschierten, war der Schlosser Veri (Handl Xaver, Zimmering) aufgrund einer Kriegsverletzung auf Genesungsurlaub. Er war beim Wirtssepp und da er teilweise seine Uniform trug, nahmen Ihn die Amis mit. Er musste sich im Wastlhof auf einen Jeep setzen, von dem er in einem unbeobachteten Augenblick heruntersprang und in Richtung Morl-Hansl (Janker, Prangerweg) floh.
Die US-Soldaten nahmen sofort die Verfolgung auf und schossen den Flüchtenden an. Er konnte sich noch bis zum Heigl Veri (Nicklas Xaver, Perlbachstraße) schleppen, wo er sich im Viehstall hinter dem Futterbarren versteckte. Dort wurde er kurze Zeit später von den Amerikanern gefunden. Ca. zwei Wochen hörte man nichts mehr von ihm und manche glaubten, dass er tot sei. Er war jedoch nach Cham gebracht und ärztlich behandelt worden.
Bevor die Amerikaner kamen, musste der Volkssturm in der Nähe des alten Steinbruches Schützengräben ausheben; es sollten auch Panzersperren errichtet werden. Am 24. April 1945 gegen 10.00 Uhr fuhr der Volkssturm-Führer nach Roding, um Handgranaten und Panzerfäuste zu holen. Ob er jemals damit zurückgekommen ist, ist nicht bekannt, da sich der restliche Volkssturm alsbald aus dem Staube gemacht hatte; ihnen war die Sinnlosigkeit ihrer Tätigkeit klar.
Eigentlich sollte auch die Brücke über den Perlbach gesprengt werden. Anfang April 1945 waren die Sprengsätze angebracht worden; am 24. April 1945 nahm sie ein Volkssturmmann wieder heras, so dass diese Zerstörung verhindert wurde. Dies wäre zwar nur ein vergleichsweise geringer Schaden gegenüber den Zerstörungen in Nürnberg gewesen, das am 20. April 1945, dem Geburtstag Adolf Hitlers, eingenommen worden war.
Die Alliierten haben Nürnberg deshalb so zerstört, weil es die Stadt der Reichsparteitage mit ihren großen Aufmärschen war.
Der Feuerschein der Bombardierungen des 2. Januar 1945 auf Nürnberg war sogar noch in Trasching, das ca. 130km entfernt liegt, zu sehen. Aber auch die Städte Cham und Schwandorf wurden aus der Luft angegriffen.
Vor den eigentlichen Bombenabwürfen wurde mit sogenannten Christbäumen das Zielgebiet markiert. Die nachfolgenden Bomberstaffeln hatten dann leichtes Spiel.
Am 28.12.1944 wurde sogar Nittenau bombardiert. In Bodenwöhr war nämlich ein Flugzeugwerk der Messerschmidt-Werke; wegen starken Nebels griffen die Flugzeuge Nittenau an. Der Traschinger Förster war mit einigen Treibern, als vier oder fünf Staffeln Flugzeuge aus Richtung Michelsneukirchen anflogen. Ihre Formation war dem Flug der Wildgänse ähnlich; sie hatten offensichtlich schwer geladen und einige Zeit später hörte man auch die Detonationen, die Nittenau erschütterten.
Am 17. April 1945 stürzte beim Eppenhof ein Flugzeug ab, das vom Michelsdorfer Flugplatz gekommen war. Dabei wurde nur etwas Niederholz niedergedrückt. Der Pilot brach sich bei dieser Bruchlandung glücklicherweise lediglich beide Füße. Außer den vier Bordwaffen hatte die Maschine neben der normalen Munition auch Brandmunition an Bord. Der Volkssturm musste diese Maschine bewachen; für diese Aufgabe wurden aus Loibling der Micherl Sepp (Höcherl), Dick Sepp (Höcherl) und der Hansl Luk (Höcherl) sowie aus Trasching der Schieder Luk (Laubmeier) bestimmt.
Als die Nacht hereinbrach, ging einer der Männer zum Eppenbauern (Aschenbrenner) und kehrte mit einem Schubkarren, einer Axt und zwei leeren Fässern zurück. Mit der Axt schlug er ein Loch in den Flugzeugtank und füllte die Fässer mit Flugbenzin. Anschließend brachte er die Fässer weg. Den anderen wird damals wahrscheinlich ziemlich mulmig zumute gewesen sein, dass sie wohl im Falle des Bekanntwerdens mit standrechtlicher Erschießung zu rechnen hatten.
Anfang 1944 mussten alle Hundebesitzer ihre Hunde zur Prüfung der Schussfestigkeit bringen, da die Wehrmacht schußfeste Hunde für den Fronteinsatz benötigte. Im Hinterhof des Wirtssepp fand diese Eignungsprüfung statt, die meisten Hunde liefen jedoch auf und davon, was ihre Lebenserwartung sicherlich bei weitem erhöhte.
Bekannt ist noch, dass lediglich der Hund des Söllner Peter (Nicklas) sich als schußfest erwies, eingezogen wurde und der Besitzer nur eine kleine Entschädigung erhielt.
Im Februar 1943 mussten die Glocken vom Kirchturm abgenommen werden; diese wurden zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. Nur die kleine Glocke, den Traschingern auch als Sterbeglocke bekannt, blieb erhalten. In Zell wollten sie auch die Glocken abnehmen. Dies verhinderte jedoch der Wölfl Franz, indem er in der Nacht die Seile abzwickte. Die Gestapo ermittelte zwar, brachte aber gottseidank nichts heraus.
In den ersten Kriegsjahren wurden die Kirchenglocken für andere Zwecke gebraucht; wenn die deutschen Truppen eine europäische Hauptstadt eingenommen hatten, musste der Mesner (Gabler Max) jeweils eine Stunde lang mit allen Glocken läuten.
Ab dem Herbst 1944. gegen Ende Oktober, kamen dann die ersten Flüchtlinge aus Ostpreußen nach Trasching. Der Bürgermeister ging dannvvon Anwesen zu Anwesen und beschlagnahmte Zimmer.
Während des Krieges waren auch Zwangsarbeiter in Trasching. Im Wirtssepp Saal war ein Franzosenlager. Neben den Franzosen waren auch noch Polen in Trasching, die jedoch bei den Bauern schliefen.
Jeden Abend wurden die Zwangsarbeiter gezählt. Bewacht wurden sie von drei Wehrmachtssoldaten, dem Rückerl aus Kiesried, dem Mages Toni aus Kronwitt und dem Raab Hans aus Viechtach. Es gab aber keine Probleme; die Posten schliefen neben den Zwangsarbeitern.
Beim Bartl in Aipoln wurde ein Franzose erschossen; angeblich hatte er seiner zehn Zwangsarbeiter einen Posten angegriffen. In St. Quirin bei Michelsneukirchen wurde ein Pole aufgehängt; alle gefangenen Polen des damaligen Kreises Roding mussten dabei zusehen.